Vor drei Jahren als Sternsinger

Ich hatte einfach keine Lust. Ich wollte nicht meinen Text üben. Ich bereute meine Entscheidung, dort mitzumachen. Ich wollte doch nicht Sternsingen. Aber man konnte mich nicht mehr abmelden. Und krankmelden? Das wäre auch blöd.

Am Abend vor dem Tag, an dem ich als Melchior von Haustüre zu Haustüre gehen würde, konnte ich es immer noch nicht. Ich habe nicht einmal durchgelesen, was ich sagen sollte, und dann fragte meine Mutter dann, ob ich denn meinen Text kann. Ich antwortete mit einem Nein und sagte, das ich gar nicht gehen will. Doch dann übte ich mit meinem Vater dieses kleine Theaterstück so lange, bis ich es endlich konnte. Eigentlich hätte ich mir die ganze Überei sparen können – am ersten Treffen der Sternsinger war ich so gelangweilt, dass ich wohl gar nicht mitbekam, dass der Text hinten am Stern aufgeklebt sein wird. Ich war der einzige, der den Text konnte. Ich finde das aber auch viel authentischer. Man sah den anderen tatsächlich an, dass sie vom Stern ablasen. Aber mir machte das nichts. Hauptsache, es läuft bei mir nichts schief. Wenn die anderen es nicht schaffen, ist es zwar schade, aber meine Unbeliebtheit wird nicht noch verstärkt, wenn ich alles gut mache. Oder eben gerade doch. Ich war damals in der öffentlichen Schule – ich blieb aber unbeliebt und das liess sich nicht ändern. Und nach diesem anstrengenden und kräftezehrenden Tag, an dem ich vermutlich mit einem Overload reagierte, wusste ich: Ich habe es zwar gut gemacht, aber Sternsinger will ich nie mehr sein.

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