Ein nicht ganz gewöhnlicher Besuch

Wir bekamen Besuch von einer vierköpfigen Familie, die meine Mutter nur von Facebook kannte und wir alle nicht persönlich – vor allem für mich eine ganz schwierige Situation.

Die Eltern hiessen Ludmilla und Aaron. Der 7-jährige Louis ist Asperger-Autist und sein zwei Jahre älterer Bruder Giorgio ist nicht Autist, aber auch sehr sensibel auf Reize.

Eigentlich wollte ich die Vier gar nicht kennenlernen. Nach ca. 15 Minuten stand ich auf den Balkon. Ich schaute den Gesprächen zu und meldete mich nach ca. 30 Sekunden. Herunter kam ich ungefähr 20 Minuten später. Ob ich rausging? Nein. Ich begnügte mich eine halbe Stunde lang mit Prospektheftern, und als Begrüssung dann nach 15 Minuten winkte ich nur – um ihnen die Hand zu geben, war ich zu schüchtern. Obwohl ich eigentlich nicht schüchtern bin. Die beiden Söhne lernte ich erst beim leckeren Nudel-Saucen-Mittagessen kennen. Ich hatte von beiden einen guten Eindruck. Nach dem Mittagessen ging ich wieder rauf. Als dann der Ruf „Kuchen!“ von meinem Vater kam, flitzte ich die Treppen hinunter und bremste vor dem Terrassentisch. Nach zwei Kuchenstücken verschwand ich wieder im Büro, checkte die Kommentare und las meine Lieblingsblogs – mit Unbemerkt-Videos in den Ohren – nein, nicht in den Augen. Ich tankte meine Energie so auf. Als ich dann nochmals runterkam, nahm ich den Scooter zum ersten Mal vom Boden – und tatsächlich – ich lernte in 5-10 Minuten Scooter fahren. Mit Louis und meinem 4-jährigen Bruder fuhr ich dann zum nahegelegen Spielplatz. Ich auf dem Scooter, wie mein Bruder und Louis auf dem Traktor, der aber nicht so schnell fährt – ich und mein Bruder mussten manchmal ziemlich lange warten, was uns aber nichts ausmachte. Als wir dann am Spielplatz ankamen, schaukelten wir eine Runde, rutschten einmal, und als mein Bruder dann einen Hügel hochklettern wollte, fiel er um. Er weinte zuerst, aber schon nach einer Minute war alles wieder gut. Ich dachte, das könnte vielleicht mit Stress zusammenhängen und fuhr schon nach zehn Minuten vorsorglich mit den beiden Jungen zurück nach Hause. Meine Energie war dann auch schon aufgebraucht, und es war vielleicht besser, dass wir schon dann heimfuhren – trotz es gegen den Willen meiner Begleiter war. Und nein, nicht das Recht des Älteren, nur Fürsorge!

Zuhause angekommen, fuhr meine 7-jährige Schwester dann mit ihrer Freundin los und wir – also mein Vater, sie und ich – verbanden uns anhand dem Funkgerät. Mein Vater meinte, das würde Strom verbrauchen, das ewige Funken – ich hätte am Liebsten ewig mit meiner Schwester gefunkt… Sogar auf der Schaukel. Als ich dann den Satz „Simpel und einfach“ zu meiner Schwester durchfunken wollte, schrie Louis ins Funkgerät. Ich war sehr wütend auf ihn und innerlich auch traurig. Kurz darauf gingen sie. Ein Sand-Glacé wollte ich von ihm danach auch nicht annehmen. Als ich es bekam, schüttete ich den Sand aus der Spielzeug-Waffel in den Sandkasten zurück und warf die unifarbige Plastik-Waffel wütend hinterher. Zum Glück machte das Louis aber nichts aus.

Noch vor dem Besuch auf dem Spielplatz, sollte ich Louis und Giorgio auf meinem Handy das Spiel „Monument Valley“ zeigen – es ist zu empfehlen! Es geht um Labyrinthe und optische Täuschungen. Nach ca. 4 Leveln, die ich ihnen gezeigt habe, steckte ich aus Spass zweimal unter dem Sofa fest. Dadurch habe ich aber gelernt, dass dieser Spass gar nicht so schlau war – mein Handy fiel zweimal fast auf den Boden und sie zerrten an mir rum. Nichts gegen euch, ihr Beiden, es war für mich einfach nicht sehr angenehm.

Es war trotzdem ein sehr lehrreicher und bereichernder Tag.

One thought on “Ein nicht ganz gewöhnlicher Besuch

  1. Es hat uns sehr gefreut dich kennen lernen zu dürfen.
    Du bist ein ganz toller Mensch, mach weiter so, schreibe sooft du die Zeit und Energie findest.
    Ich finde deinen Blog super und deine Texte helfen mir als Mama von Louis ihn zu verstehen!!!
    Hut ab, dass du während unseres Besuchs gelernt hast Scooter zu fahren. Das ist eine riesen Leistung!
    Viel Spass in Zukunft beim rumflitzen!

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