Ich weiss nicht, ob es allgemein bei Autismus so ist. Null Ahnung. Aber bei mir ist es so. Ich sehe immer nur die Nachteile, die ich bekomme. (Na ja, meistens.) Die Vorteile zu erkennen fallen mir wirklich schwer.
Beispiel: Ich blogge den ganzen Tag. Meine Schwester spielt den ganzen Tag „Monument Valley“. Mein Vater verfolgt ein Skirennen. Die beiden Kleinsten spielen das Pippi-Spiel. Ich komme runter und frage: „Wie bitte?! Das geht doch nicht, die spielen den ganzen Tag irgendwelche Spiele und ich darf das nicht mal?!“ Okay, Vater sagt: „Du bloggst den ganzen Tag, ein Mac hat auch einen Bildschirm.“ Argument von mir kommt: „Aber das ist etwas anderes! Ich muss dabei auch etwas nachdenken!“ „Deine Schwester muss auch nachdenken, wenn sie Monument Valley spielt.“ „Und du?“ „Ich betreibe nebenan noch Ahnenforschung.“ „Und die beiden Kleinsten?“ „Sie waren so laut, es gab keine andere Lösung.“ Mir reicht’s. Ich setze mich neben meinen Vater und hoffe darauf, dass er umschaltet. Nach fünf Minuten habe ich keine Lust mehr. Ok, gehe wieder bloggen. Gehe nochmals schnell runter, um nachzuschauen. Nein… Immer noch Skirennen.
Ich weiss wirklich nicht wieso. Ich kann es einfach nicht. Also Nachteile sehen, meine ich.
Leider.
Vorteile zu sehen ist eine wunderbare Gabe von Menschen, die diese bekommen. Ich habe diese Gabe nicht. Ich habe – zum Glück – andere Gaben – eben – jeder Mensch ist verschieden.
Aber man hat z.T. ein Problem, wenn man diese Gabe überhaupt nicht besitzt. Also, mit anderen Menschen, den Mitmenschen.
Darum probiere ich es möglichst gut, auch Vorteile indem zu sehen, was ich bekomme.
Obwohl, ich kann z.T. schon Vorteile sehen. Sie zu äussern fällt mir aber ganz schwer, mich dafür zu bedanken, das kostet mir ganz viel Kraft.
Und ich glaube, dies, dass man einem nicht so gut danken kann, ist ziemlich autistisch.
Es hängt vielleicht auch mit dem Stress zusammen.
Lieber Clemént
Ich kenne mindestens einen Bereich wo du nicht immer das negative siehst, dort bis du gerade zu Meister im entdecken von positiven Eigenschaften: bei deinen Mitmenschen. Du siehst bei ihnen positives und benennst es, erinnerst uns immer wieder daran.
Eine wunderbare Gabe!
Deine Mama Camille
Lieber Clément..wieder etwas dazu gelernt..Danke, dass du uns eine Art Landkarte schreibst für das Aspergerland..Wie wüssten wir, wie uns dort fortbewegen, was uns dort erwartet und wie damit umgehen, wenn wir dich und deinen Blog nicht hätten. Grüss deine wunderbare kunterbunte Familie..Brigitte