Warum ich an Konzerte gehen kann

Also, eigentlich: Ich weiss es selber nicht. Ich bin mir da nicht so sicher. Ich habe da zwar einige Vermutungen aufgestellt, aber…

Also, wir fangen von vorne an. Ich mag Konzerte. Dieses Jahr war ich bereits bei Stephan Eicher, Mark Forster, Peter Reber und der Kelly Family. Und so viel Kraft kostet mir das auch gar nicht wie andere Aktivitäten. Obwohl wir, wenn das Konzert in Zürich ist, mit dem Zug hinfahren…

Ich bin mir sicher, ein Grund ist mein Noise Canceller. Oder mein normaler Kopfhörer. Eigentlich völlig egal. Einfach mit Musik. Und da denkt man sich natürlich „Wie kann man schon bei der Hin- und Rückfahrt Musik hören, wenn das schon die eigentliche Aktivität ist?“. Keine Ahnung. Ich weiss nur, dass Musik eigentlich ein Konsummittel ist, das süchtig macht und von dem man nie genug bekommt.

Ebenfalls bin ich froh über meine Bücher/Hefte. Meistens kaufen wir (ich und meine Mutter) am Bahnhofskiosk ein Heft (meist Eckart v. Hirschhausens GESUND LEBEN oder GEO) und das lese ich dann im Zug. Das ist auch sehr beruhigend. Und: Mir wird beim Fahren nicht schlecht – egal ob Zug oder Auto. Und das ist ein ziemlicher Vorteil.

Dann treffen wir uns meistens mit Kollegen, die ebenfalls mit ans Konzert gehen.

Nun fokussiere ich mich auf das Hallenstadion, weil zwei der Konzerte, auf denen ich dieses Jahr war, dort stattgefunden haben und das Hallenstadion auch ziemlich stressig ist.

Das Check-in (oder wie man das nennt). Natürlich, jeder kennt’s, abtasten, rein oder eben nicht. Meine Mutter zeigt dann der Person meinen Autismusausweis. Dann kündigen sie entweder vorher an, was sie an meinem Körper berühren und wo sie abtasten, oder sie lassen uns einfach durch ;-).

Dann – eigentlich mein blanker Horror. Rein ins Getümmel, eine Handvoll Ohrenstöpsel schnappen (ich brauche die nie alle, aber ich habe immerhin welche auf Vorrat), Platz suchen, absitzen (und ab jetzt ist’s eigentlich kein Horror mehr), Werbung schauen, wer demnächst im Hallenstadion auftreten wird, vielleicht nach ein paar Minuten noch etwas zu Trinken oder zu Essen holen, aufs WC gehen, Prospekte lesen… Und dann geht’s los. Und das ist doch wunderbar, wenn ein Konzert losgeht und man’s endlich geniessen (und bei manchen Interpreten auch mitsingen) kann. Fazit: Konzerte sind stressig, aber es gibt definitiv noch stressigere Aktivitäten. Vielleicht hilft mir auch die Musik vom Konzert, den Stress zu reduzieren. Ich weiss nicht. Aber: Nächstes Jahr ist wieder eins geplant. Und das wird ganz sicher wieder super!

8 thoughts on “Warum ich an Konzerte gehen kann

  1. Überwältigend, danke lieber Clement einmal mehr, dass du uns lehrst, was es heisst, mit Asperger zu leben..und Wege zeigst des Umgangs damit..Bleib dran..die Schweiz braucht dich..Sternentaler ist stolz auf dich❤️

  2. Liebster Clément..in meinem stressigen Alltag geht mir immer wieder unter, was du schreibst. Dabei lese ich es doch so liebend gerne. Danke, dass du dran bleibst und nicht aufhörst, uns zu erzählen..über deine Wege, die keine leichten sind. Wir können nur dazu lernen, wenn du uns an der Hand nimmst..Herzensgrüsse, Brigitte Sternentaler

  3. Danke für deine Übersetzung wann was geht und wann eben nicht. GEO ist eins meiner liebsten Magazine, das gönne ich mir in aussergewöhnlichen Momenten. Schreib weiter, du machst das toll!

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