Wenn ich reise

In der Schule planen wir momentan eine Reise, die uns in ein anderes Land führen und bei dieser wir lernen sollten (aber Spass steht an erster Stelle!!). Dass wir eine grosse Auswahl von Ländern haben, musste jeder ein anderes Land ansprechen, in das er gerne reisen möchte. Bei Reisen ist es aber schwierig, mich umzustimmen, denn es muss für mich alles richtig sein, dass ich dorthin mitkomme. Aber ich will mitkommen. Das wird eine schwierige Entscheidung und das Glück muss mir zur Seite stehen. Ich habe übrigens Norwegen, wegen der Kultur und dem leckeren Essen und Griechenland, weil es so antik und spannend ist, angesprochen.

Das ist mir an Reisen wichtig:

  1. Angenehmes Klima. Es sollte nicht heiss sein, aber auch nicht kalt. So dazwischen, kühl und angenehm.
  2. Kein Gewässer neben dem Haus. Okay, Gartentümpel zählt nicht… Aber keine Seen, Meere, Flüsse oder/und Bäche, sonst hätte ich zu viel Angst, dass ich schlafwandle und in das (meist blaue) Nass falle.
  3. Keine Tiere. Sehr viele würden mich nicht ausschlafen lassen.
  4. Es soll antik und spannend sein. Zum Beispiel Ruinen, Burgen und Schlösser besichtigen, in Museen gehen und etwas über Geschichte lernen, über die Kultur des Landes etc.
  5. Nicht zu stressig (am Besten wäre natürlich überhaupt nicht stressig, aber das ist ja praktisch unmöglich).
  6. Eine Hin- und Rückfahrt, bei der ich Bedarf auf vertraute Musik habe. Musik, die mir wichtig ist und mir gefällt.
  7. Viel Zeit für sich. Ferien sind auch zum Erholen da.
  8. Ich muss mit den Lehrern und Schülern einigermassen auskommen.
  9. Keine Bienen- und/oder Wespenstiche, ich habe Überreaktion! Was ist, wenn wir das Rezept für die Medizin gar nicht verstehen und ich etwas falsch nehme und dann an einer schweren Krankheit erkranke?
  10. Im Notfall ist es mir wichtig, meine Eltern sehen (z. B. via FaceTime oder Skype) und/oder hören (z.B. via Telefon) zu können. Den Kontakt meiner Familie im Notfall und das Wissen, dass sie für mich da sind, brauche ich dringend, um so eine Reise zu überstehen. Die Familienferien sind aber natürlich die schönsten überhaupt.
  11. Und bei dem unwahrscheinlichen Falle, dass mich jemand auslacht? Was mache ich dann? Den Mut, um es den Lehrern zu sagen, habe ich meistens nicht.

Alle in der Schule aufgezählten Länder und ihre Vor- und Nachteile für mich:

(Und das ist keine Rangliste!)

  1. Deutschland bzw. Ostsee. Vorteile: Deutsches Essen sollte ja eigentlich schmecken und Wattführungen sind sicher auch spannend. Nachteile: Strand, Sonne… arrrgh!
  2. Griechenland. Vorteile: Antikes zur Besichtigung (wie z.B. Athen oder/und Knossos), gutes Essen und freundliche Menschen. Nachteile: Sonne, aber in den Ruinen könnte man sich theoretisch Schutz suchen.
  3. Tschechien. Vorteile: Zoobesuche, Natur… Nachteile: Ein Ferienhaus, das eine Mutter einer Mitschülerin zur Verfügung stellen würde. Die ganze Klasse eingequetscht in einer Küche. Das werde ich niemals schaffen. Und natürlich ist die Sonne auch ein Problem.
  4. Italien. Vorteile: Pizza, Pasta, Eis… Also das leckere Essen. Nachteile: Für Rom ist es zu gefährlich mit der ganzen Klasse. Schade, ich hätte gerne einmal das Kolosseum gesehen. Aber das schlimmste ist: grauenhaft und schlimm helle Sonne.
  5. Norwegen. Vorteile: Angenehmes Klima, gutes Essen und tolle Feiern. Und die Sonne ist angenehm hell. Aber das wichtigste: spezielle, besondere, Naturgeschehnisse.
  6. Niederlande bzw. Vlieland. Vorteile: Gutes Essen und ich könnte endlich mal Reiten lernen. Nachteile: An einem Tag mit dem Fahrrad um die Insel wäre eine Katastrophe! Ich hasse und kann nicht Fahrrad fahren. Und Meer, Sonne, Strand, Bienen, Wespen und alles andere, was ich an sonnigen Ortschaften nicht mag.
  7. Karibik. Vorteile: Helfen beim Wiederaufbau. Irma zerstörte ja im Herbst sehr, sehr viele Inseln. Nachteile: Ein Hurrikan könnte immer kommen. Und Strand, Meer, Sonne, Wespen, Bienen…
  8. Brasilien. Vorteile: Wir könnten andere Kulturen kennenlernen und ihr Leben besichtigen (und evt. sogar mitmachen!!). Nachteile: Ich könnte an Malaria erkranken. Und das übliche: Es ist zu heiss, zu nass etc.
  9. Portugal. Vorteile: Lissabon wäre eine schöne Stadt. Nachteile: Heiss. Nass. Sandig. Und voller Bienen, Wespen und anderem Ungeziefer.

Ich war schon in Spanien, Albanien und Rumänien, aber es war mit der Familie, das ist etwas anderes. Meine Familie weiss ja, wie ich ticke. Meine Mitschüler wissen es auch, aber da sie nicht wissen, wieso ich anders bin, könnte das in so reizvollen Ländern mit der Schule wirklich zur Qual werden. Eben, wie schon gesagt: Familie ist etwas ganz, ganz anderes. Die Familie weiss, wer du bist und was du brauchst.

Wie würdet ihr euch in diesen Ländern fühlen? Was wären für euch die Vorteile und Nachteile? Was ist für euch wichtig auf einer Reise? Ihr könnt es gerne in die Kommentare schreiben, ich freue mich.

Doch bevor ich diesen wirklich langen Blogeintrag beende, möchte ich mich noch bedanken. Nämlich bei Brigitte Trümpy. Sie hat schon zwei Texte (den Asperger-Autismus – Ein Kind erklärt seinen Asperger-Einstiegstext und den „Probleme in der Schule“-Eintrag) auf der Sternentaler-Facebook-Seite veröffentlicht. Das ist nicht selbstverständlich. Und auch danke an alle, die so wunderbare und nette Kommentare auf Facebook geschrieben haben. You are awesome!!!!

 

 

 

12 thoughts on “Wenn ich reise

  1. Danke auch du Lieber..gerne werde ich weitermachen mit deinen Blogs..den Menschen dort draussen immer wieder Fensterchen öffnen in deine Welt..Obwohl es die selbe ist wie die unsere, kommen die Dinge doch ganz anders an bei dir als bei uns. Kaum vorstellbar, wie streng dein Alltag ist. Wir können es nur erahnen, wenn du uns davon erzählst. Schlaf gut..Brigitte..

  2. Hallo, Clément, Danke für die vielen interessanten und wissenswerten Blogeinträge, ich fand Deinen neusesten Eintrag über das Reisen sehr spannend, vor allem, so „anders“ bist Du gar nicht, denn ich mag zwar schon Wasser und Wärme, aber ganz heiß mag ich auch nicht, und vor allem Bienen/Wespen….an diese Tierchen gewöhne ich micht einfach nicht, obwohl ich schon erwachsen bin… Schreib weiter und lass uns teilhaben, Brigitte ist eine wunderbare Frau und Freundin, dass sie uns mitgenommen hat, in Deine Welt, war eine großartige Geste und ich reise gerne mit Dir mit, Herzensgruß aus Wien, Babsi

  3. Lieber Clément
    Danke für Deinen Einblick.
    Wenn meine Kinder in der Schule oder im Kindergarten ein Gspänli hätten, mit Asperger-Autismus würde ich Sie bitten, deinen Blog zu lesen, um vieleicht zu verstehen, wie es fühlt und mit Ihnen darüber sprechen. Ich hoffe, das Deine Mitschüler rücksicht auf Deine Bedürfnisse nehmen und Ihr eine schöne Reise erlebt. Viel Spass und ich werde weiterhin Deinen Blog lesen, denn wir lernen jeden Tag dazu. Danke Monika Kneier

  4. Hallo Clément!

    Sehr interessant deine Auflistungen und Vor-und Nachteile! Ich denke wir sollten mal zusammen in die Ferien 😉 Scherz beiseite, ich bevorzuge es auch nicht zu heiss und nicht zu kalt, wobei zu kalt lieber als zu heiss, und schon gar nicht zu viel Sonne auf dem Kopf oder grelles Licht in den Augen. Sehr gerne würde ich im Sommer mal nach Schweden reisen, wahrscheinlich nächstes Jahr, da liegst du mit Norwegen schon ganz ähnlich… Ich hasse auch Bienen und Wespen und bin allergisch! Uns hoffe deshalb, dass es in Schweden mit den Mücken nicht allzu schlimm wird. Gerne reise ich im Frühling oder Herbst ans Mittelmeer, wenns dort warm aber nicht mehr heiss ist, keine Ahnung wie die vielen Touristen das im Sommer dort aushalten… Ganz wichtig auf Reisen, immer eine Ersatzsonnenbrille, denn ohne halte ich es meist nicht aus, nicht auszudenken, wenn sie kaputt ginge und ich keinen Ersatz zur Hand hätte. Oder auch für unseren ASSler, wenn er seine Sonnenbrille verliert, er hat nämlich wie viele aus dem Spektrum einen grossen Kopfumfang und Erwachsenenbrillen passen ihm problemlos. Ein anderes Thema ist Sonnencreme, die finde ich ganz fies auf der Haut, also so oder so lieber an den Schatten. Ich mag im Gegensatz zu dir sehr gerne Gewässer, auch unser ASSler liebt baden über alles, solange er nicht duschen muss 😉 Meine Favoriten auf eurer Liste wären ganz klar Norwegen, Holland, Tschechien und Deutschland, zumindest im Sommer. Fährt ihr denn im Frühling, Sommer oder Herbst? Im Herbst/Frühling Italien, Griechenland und Portugal. Auf Brasilien könnte ich verzichten, zu viel Kriminalität… Für unsere Familie passen am Besten eine Mischung aus Natur und Sehenswürdigkeiten, keine Menschengedränge, langes Anstehen etc.

    Mit liebem Gruss

    Mundhrah

        1. Liebe Mundrah
          Das hoffe ich auch! Theoretisch könnten wir ja eigentlich auch in unserem Land bleiben… Sowieso reicht die Planungszeit vor den Sommerferien nur noch so für unseren Umkreis. Also, das heisst die meisten Länder müssten dann vielleicht sogar bis zu den Weihnachtsferien warten.
          Lg Clément

  5. Lieber Clément,
    ein bisschen grinse ich gerade. Zu Schulzeiten waren mir solche Fahrten ein Graus, meistens bin ich gar nicht mitgefahren. Einmal war ich in Österreich dabei, das nächste Jahr habe ich ganz klar gesagt, das mache ich nicht nochmal. Für mich war es immer ganz unerträglich, mit mehreren im Zimmer schlafen zu müssen, keine Ruhe für mich…
    Heute, ein paar Jahrzehnte später, bin ich mit meinem Mann ständig „auf Achse“ und wir sind kreuz und quer durch Europa unterwegs. Ich würde sagen, inzwischen reise ich gerne. Neben unserem üblichen Pendeln zwischen Belgien und Deutschland waren wir dieses Jahr schon in England und den Niederlanden; als nächstes ist Island dran – das erste mal, dass wir dort sind.

    P.S.: Malaria kann man inzwischen doch relativ gut vorbeugen. Da musste ich doch ziemlich grinsen.

    1. Hallo AutistAnBord
      Ich habe einmal auf deinen Blog gesehen und wie macht man das, dass man dem Blog folgen kann? Und bekommt man dann ein E-Mail, wenn ein neuer Post kommt?
      Clément Jones

  6. Ich reise sehr gerne und gehe auch gerne in Lager. Aber ich verstehe dich trotzdem voll gut.

    Für mich ist wichtig:
    – Wissen (Je besser ich Bescheid weiss, desto besser kann ich mich vorbereiten und desto weniger überfordert bin ich)
    – Passende Unterkunft (Keine Hektik, nicht zu viele Menschen, ruhige Zimmer, am Besten in der Natur)
    – Rückzugsmöglichkeit (Zweierzimmer geht gerade noch – wenn ich die andere Person mag, Massenschlag geht absolut überhaupt nicht)
    – Sicheres Bett (Am Besten mit Rausfallschutz wie bei einem Hochbett, aber mindestens mit einer Seite an der Wand)
    – Fixe Nachtruhe (Alle müssen irgendwann ruhig sein, damit ich genug schlafen kann)
    – Sitzordnung (Ich brauche einen Platz der mir gehört, damit immer klar ist wo ich mich hinsetzen kann)
    – Bezugsperson (Es muss jemand dabei sein, der mich gut kennt, dem ich vertraue und der mir helfen kann)
    – Wochenplan / Programm (Ordnung, kein „Leerlauf“, ich brauche etwas an dem ich mich orientieren kann)
    – Sport (Keine Ahnung warum, aber es hilft irgendwie, klare Regeln und so, soll ja auch Stress abbauen)
    – Pausenregelung (Ich sollte jederzeit vom Programm weggehen dürfen und eine Pause machen – wenn ich oder jemand anders merken, dass ich überreizt bin)
    – Kurze Anreise / viele Pausen (Ich bin nicht gerne mit vielen Leuten irgendwo lange eingequetscht, da krieg ich total Stress wegen der vielen Reize)
    – Am Tag reisen (In der Nacht muss ich schlafen, sonst überlebe ich den Tag danach nicht – und ich kann während der Reise nicht schlafen)
    – Genug zu Essen (Tönt blöd, ist aber voll wichtig, weil Hunger mich empfindlicher macht und dann alles viel schlimmer ist)
    – Alles dabei (Meine Lieblingskleider für jedes Wetter, mein Kuscheltier, Kopfhörer und alles was mir hilft zur Ruhe zu kommen)
    – Klare Kommunikation (Nicht hintendurch oder indirekt mit mir reden, sagen was man will, nicht erwarten dass ich zwischen den Zeilen lese)
    – Verständnis & Annahme (Gerade wenn ich nicht so funktioniere, wie ich sollte)

    Die letzten beiden Punkte sind eh immer wichtig. In Lagern ist das mit der Bezugsperson ganz besonders wichtig. Weil da geht eigentlich immer etwas schief. Und ich merke es fast immer zu spät. Gut wenn jemand da ist, der ein Auge auf mich hat und mich rechtzeitig warnt. Oder mir hilft, wenn es zu spät ist. Meine Familie macht das sowieso, die kennen mich auch gut. Und meine beste Freundin kann es auch. Es ist toll, solche Freunde zu haben, die einen gern haben wie man ist und einen unterstützen.

    1. Danke, liebe Lili, ein sehr interessanter Erfahrungsbericht! Ja klar, Kommunikation und Verständnis gehören zu den wichtigsten Punkten. Und ich finde, das mit dem Essen tönt überhaupt nicht komisch – bei mir genau gleich! Ich kann lange anreisen, muss aber mit Familie sein. Bei Schulreisen bin ich froh, wenn ich schnell am Zielort bin. 🙂
      Wunderbarstdankbarste Grüsse
      Clément

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